
Sitzen
in Bewegung
Was ist Sitzen? Diese scheinbar einfache Frage stand im Mittelpunkt unseres Kurs des Semesters.
Sitzen verbinden wir oft mit Stillstand, mit Ruhe oder sogar mit Autorität. Vom Hocker bis zum Thron war die Sitzfläche schon immer ein Zeichen von Status und Macht. Aber warum eigentlich? Warum ist Sitzen so ernst geworden?
Roller Coaster und Swing sind zwei Sitzflächen für den öffentlichen Raum.
Roller Coaster lässt sich leicht nach links und rechts fahren. Swing funktioniert wie eine Schaukel aber ganz ohne großes Gerüst. Beide Sitze fordern die Nutzer*innen auf, sich zu bewegen. Sie laden ein zum Fahren, Schaukeln und Spielen, so wird Bewegung Teil des Sitzens.
SEMESTER:
SoSe 2025
DOZENT:
Thomas Schnur
PROJEKT:
Who Chairs?
Designpraxis III (PD)
Roller Coaster
Die Sitzfläche von Roller Coaster lässt sich seitlich – also auf der horizontalen Ebene – verschieben. Eine einfache Bremse fixiert die Position oder gibt die Bewegung frei. Wird die Bremse gelöst, kann man sich im Sitzen von links nach rechts schwingen oder bewusst verschieben. Dies fördert nicht nur die Beweglichkeit, sondern macht das Sitzen auch zu einer spielerischen Erfahrung.
Zwei seitlich angebrachte Griffe geben Halt und verhindern ein Abrutschen. Sie bieten Sicherheit, ohne das freie Spiel der Bewegung einzuschränken – egal ob man aktiv schwingt oder sich einfach mit dem eigenen Gewicht langsam zur Seite bewegt.
Das System ist so gestaltet, dass man problemlos eine zweite Sitzfläche dazu holen kann, wenn sie gebraucht wird. So kann man gemeinsam fahren und nebeneinandersitzen oder die Bewegung zu zweit erleben.
Swing
Swing ist eine minimal konstruierte Schaukel mit niedrigem Drehpunkt. Durch diese Bauweise entsteht eine sanfte, kontrollierte Vor- und Zurückbewegung – ganz ohne aufwendiges Gerüst oder große Seile.
Die Sitzfläche reagiert direkt auf kleinste Impulse. Schon eine leichte Verlagerung des Gewichts genügt, um in Bewegung zu kommen. So wird das Sitzen dynamisch. Der Körper bleibt aktiv, ohne dass es anstrengend wird. Swing lädt dazu ein, sich spielerisch mit der eigenen Balance auseinanderzusetzen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Bänken ist Swing kein Ort des reinen Verweilens. Vielmehr ermutigt sie dazu, das Sitzen neu zu erleben – als etwas Lebendiges, Bewegliches, Gesundes.
Bauteile und Aufbau
Roller Coaster und Swing sind so konzipiert, dass sie vollständig demontierbar sind. Das erleichtert nicht nur den Transport, sondern ermöglicht auch einen einfachen Austausch einzelner Bauteile im Falle von Verschleiß oder Beschädigung.
Die Schiene des Roller Coasters besteht aus einer Standardtraverse. Sie kann bei Bedarf durch andere Traversenformen mit gleicher Spurbreite (240 mm) ersetzt oder erweitert werden. Dadurch entsteht ein flexibles System, das sich an unterschiedliche Raumsituationen anpassen lässt.
Die Konstruktion ist robust, aber dennoch leicht genug, um sie mobil einsetzen zu können. Alle Teile lassen sich mit einfachem Werkzeug verbinden. So bleiben Wartung und Weiterentwicklung offen für neue Ideen und Anwendungen.